#Kaffesätze No 2: Von Fernbeziehungen und der Liebe über tausende Kilometer hinweg

posted on: Sonntag, 9. März 2014

Hallo ihr Lieben! Es ist wieder Zeit für eine neue Runde #KAFFEESÄTZE mit der wundervollen Ani von Anidenkt. Wie ihr wisst, sind die Spielregeln dabei ganz einfach: Man nehme ein Thema, das uns schreibwütige Bloggerinnen gerade beschäftigt. Die eine denkt, wünscht und wütet auf Papier, die andere zieht mit ihrem Text nach. Am Ende entstehen zwei kleine Kolumnen, die kontrovers sein mögen oder ganz konform gehen - denn Absprechen ist verboten. Dazu gibts Koffein und eine kleine Nascherei. Und im Anschluss kann natürlich weiter diskutiert werden. Unter dem Hashtag #Kaffeesätze seid ihr herzlich eingeladen eure Gedanken im Sozialen Netzwerk eures Vertrauens oder gleich in der Kommentarfunktion kund zu tun.

Auf dem Tisch ein klassisch italienisches Frühstück, während Gedanken in das liebste Lieblingsnotizbuch gekritzelt werden. 
Gina erzählt:
Ein gehauchter Kuss, ein letzter Blick, dann ertönt der „Aufgelegt“-Sound von Skype und weg ist er. Ich sitze noch ein Weilchen da, starre auf den Bildschirm und spüre das unangenehme Gefühl, das sich in der Magengegend breit macht und mir für ein paar Minuten die Luft nimmt. Ich weiß, wenn ich nur ganz still dasitze, geht es gleich vorbei. Das tut es jedes Mal. 

Man könnte denken, Fernbeziehungen seien das Epitom der Generation „Maybe“, die (wie so häufig von Journalisten beklagt) egoistisch eigene Ziele verfolgt und dabei aus lauter Angst sich zu früh auf irgendetwas festzulegen Zwischenmenschliches ganz weit hinten anstellt. Schließlich gehören das Auslandssemester oder Praktikum in Übersee auf den Lebenslauf - wie sonst soll der zukünftige Chef erkennen, dass man auch interkulturell so richtig was drauf hat und fünf Sprachen fließend spricht? Tatsächlich ist es aber oft das Reisen selbst, das uns antreibt und die Chance, vielleicht ein letztes Mal auszubrechen, bevor Alltags- und Jobroutinen uns für immer verschlucken. Und weil die Liebe zur Ferne bei vielen so groß ist, muss die andere Liebe dann eben vorübergehend einen Platz auf der Rückbank einnehmen. Dass es weh tut, wenn der oder die Weitgereiste bei ellenlangen Skypesessions durchblicken lässt, dass die Aufregung des Neuen das Vermissen die meiste Zeit überschattet, steht außer Frage. Auch, dass Beziehungen kaputt gehen können an der räumlichen Trennung, weil der eine mit dem Kopf schon längst woanders ist oder irgendwann einfach die Worte fehlen. 

Dennoch: „Wenn man etwas liebt, muss man es gehen lassen“ – oder wie heißt dieser kitschige Spruch noch gleich? Am Ende enthält er viel Wahres. Denn eine Fernbeziehung ist auch eine Chance auf Wachstum. Weil man merkt, was man aneinander hat. Weil man nochmal so richtig zum Reden kommt und schmutziges Geschirr auf der Spüle außerhalb des Alltags plötzlich keine Rolle mehr spielt. Das Loch im Bauch wird in Kauf genommen, weil man irgendwie weiß, dass es all das wert gewesen sein wird, wenn man nach Monaten wieder am Flughafen steht - mit glänzenden Augen und tausend kleinen und großen Geschichten im Gepäck.

Immer in Bewegung: Ein großer Latte Macchiato an der Raststätte weckt die Lebensgeister.

Ani erzählt: 
Ich sitze an einer Raststätte und frage mich, ob es einen Ort gibt, an dem man sich verlorener vorkommen kann. Bin irgendwo im Nirgendwo. Und das ehrlich gesagt nicht nur an diesem Ort. 

Fernbeziehung, das ist ein Begriff, bei dem die meisten zusammenzucken. Ich selbst bin unfreiwilliger Wiederholungstäter, sprich zum zweiten Mal in einer. Es ist sicherlich mein Vergangenheits-Päckchen, zugeschnürt bis oben hin mit negativen Erfahrungen, welches es mir am Anfang der jetzigen räumlichen Trennung so schwer gemacht hat, das Ganze zu akzeptieren. Erneut. 

Meinen Freund und mich trennen 10.000 km. Ja, wenn man sich die Zahl anschaut, fühlt es sich wirklich so an, als würde sie mit dem Knüppel ausholen und einen erschlagen. In dem Fall mich. Denn wenn ich mir masochistischer Weise ab und an vor Augen halte, dass wir uns auf verschiedenen Kontinenten in verschiedenen Zeitzonen befinden, zieht sich in meiner Brust – eventuell mein Herz – etwas ganz stark zusammen. Wenn ich den Gedanken allerdings nur ein bisschen loslassen kann und feststelle, dass er meist nur einen Klick weit entfernt ist, kann ich mich entspannen. Und dem Fortschritt der Technik meinen aufrichtigen Dank erweisen. 

Es ist kein Spaß, das ist klar. Aber man kann etwas Schönes aus etwas anfangs Hässlichem zaubern. Beispielsweise, wenn man bereit ist, sich neu kennenzulernen. Die eigenen Grenzen erforschen und schauen, was geht, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Ab und an mal wieder eine Entscheidung trifft nur für sich. Und wenn man am Ende feststellt, dass man es schafft, irgendwie eine Balance zu halten, irgendwie sein Plätzchen in diesem großen Gefühlschaos zu finden, dann fühlt sich das an, als hätte man Goliath bezwungen anstatt ihm nur ans Bein zu pinkeln. 

Und du hast Recht, liebe Gina, jemanden festzuhalten, jemanden an seinen Träumen zu hindern ist schlichtweg falsch. Keine Liebe. Das ist irgendwas anderes, aber keine Liebe. 

Ich persönlich möchte an dieser Stelle sagen, weil ich erst gestern mit einem Bloggerkollegen darüber geredet habe, wie schwer es ist, sich selbst zu loben und Lob von außen anzunehmen: Ja, ich habe in den letzten Wochen einen verdammt guten Job gemacht. Ich bin über mich selbst hinausgewachsen und stehe mir dadurch viel näher als vorher. Eigenlob.stinkt.nicht.

4 Kommentare:

  1. ich verdränge bisher erfolgreich, dass ich mich in weniger als einem monat in der kontinent-kontinent-situation befinden werde. und stolper dann immer über so sachen, die mich aber daran erinnern, wie dieser post hier.
    gibts irgendwie buttons von eurem fernbeziehungs-club? wenn ja liefert mir doch einen anfang april. ;)
    many thanks,
    luka

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    1. Na klaro, ab nächste Woche eröffnet der Findungsphasenfernbeziehungsonlineshop (was für eine feine Alliteration!) - da gibts dann neben Buttons, auch bedruckte T-Shirts und Bettwäsche. Denn wie die jungen Hüpfer von Highschool Musical schon wussten: We`re all in this together! ;)

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    2. Das ist aber ein nettes Format! :)

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  2. Ich find die Reihe auch super!
    Ein Trost, falls ein Ende der Fernbeziehung in Aussicht ist: Hinterher kann man sich immer wieder sagen "Wenn wir das geschafft haben, dann schaffen wir noch ganz andere Dinge".

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you make me a very happy blogger.